Lauterbachs Erwägungen zur Herdenimmunität

Eine Web-Suche nach Aussagen von Prof. Dr. Karl Lauterbach zur Herdenimmunität liefert eine evolutionäre Entwicklung an Aussagen, die Fragen nach Zielrichtung und Nutzen aufwerfen.

Vielleicht gibt es nie Herdenimmunität. (Twitter, 04.07.2020)

Herdenimmunität wäre schrecklich. (Twitter, 25.09.2020)

Ich habe nie am Erfolg von Impfstoffen gegen das Coronavirus gezweifelt. […] Mit einem Impfstoff, der so wirksam ist, lässt sich Herdenimmunität erreichen. Wir werden über das gesamte nächste Jahr Impfungen vornehmen müssen, um Herdenimmunität zu erreichen. (Vorwärts, 10.11.2020, DEMO, 11.11.2020)

Wir werden die Herdenimmunität Mitte September erreichen (RP online, 18.06.2021, Merkur 21.06.2021)

Eine Impfpflicht ist aus medizinischer wie aus politischer Sicht nicht sinnvoll. Denn die Herdenimmunität kann auch ohne Zwang erreicht werden. Darüber hinaus ist [sie] auch sehr, sehr schwer zu rechtfertigen. (RTL News 29.07.2021)

Wir werden keine Herdenimmunität mehr erreichen. (rnd, Berliner Zeitung, 12.08.2021)

Bei etwa 85 prozentiger Wirksamkeit des Impfstoffs braucht man eine Impfquote von annähernd 100 Prozent, um Herdenimmunität zu erreichen. (phoenix, 08.09.2021)

Epidemiologisch kann eine Impfpflicht nur mit der Erlangung der Herdenimmunität begründet werden. Diese ist bei Corona nicht erreichbar. (Maybritt Illner, 14.10.2021)

Ich hoffe, dass die Gesellschaft durch die Impfpflicht relativ geschützt sein wird. (Ruhr Nachrichten 08.01.2022)

Wer nun alleine nach den Aussagen des SPD-Gesundheitsökonoms in tiefes Nachsinnen verfallen möchte, mag dies tun. Wer weitere Denkanstöße sucht, darf gerne die Interpretation des Autors zur Kenntnis nehmen.

Lauterbach sagt zunächst aus, dass eine Herdenimmunität nicht erreichbar sei, dann dass sie ereeichbar sei, um dann den Zeitpunkt zu präzisieren, um dann wieder Abstand von seinen früheren Aussagen zu nehmen und das Gegenteil zu postulieren.

Parallel gibt er an, dass eine allgemeine Impfpflicht ausschließlich mit der gesicherten Erreichung eines Ziels Herdenimmunität begründet werden könne. Mit Entfall der notwendigen Voraussetzung bleibt allerdings die Schlussfolgerung erhalten.

Im Netz wird anhaltend darüber diskutiert, ob Lauterbach zu vielen Coronafragen richtig gelegen habe oder ob er unrichtige Aussagen getroffen habe. Erstere Gruppe wird sich darauf berufen, die Aussage, es sei keine Herdenimmunität erreichbar, sei korrekt. Zweitere Gruppe wird einwenden, er habe ja das Expertenwissen vermittelt, im September 2021 werde die Herdenumminität erreicht. Dies hat sich dem Vernehmen nach als nicht zutreffend herausgestellt.

Objektiv haben offensichtlich beide Gruppen recht. Genau wie jeder Prophet recht behält, wenn er nur eine Vorhersage trifft und gleich darauf das Gegenteil behauptet. Der Wert eine Vorhersage bemisst sich aber daran, inwieweit diese über den statistischen Zufall hinaus hilfreich ist. In diesem ganz speziellen Sinne sind die getroffenen Aussagen wertlos.

In der Rocky Horror Picture Show demonstriert Frank’n Furter seine Macht mit offensichtlichen Willkür, indem er angibt, die Ursache zu entfernen, nicht aber das Symptom. Es ist ein logisch kaum bezweifelbarer Widerspruch in sich, ausschließlich eine Begründung einer Impfpflicht zuzulassen und nach Entfall der Begründung die Impfpflicht weiter zu fordern.

Falsifizierbare Wissenschaft bemüht sich, im Rahmen von Voraussetzungen Schlussfolgerungen anzustellen, um dann innerhalb statistischer Unsicherheit Vorhersagen zu treffen.

Die im November 2020 genannte Voraussetzung einer Effizienz von 90 Prozent für die Impfkampagne war unzureichend analysiert. Die Erkenntnis, dass Viren insbesondere dann mutieren, wenn man in eine Infektionswelle hineinimpft, wurde 2020 häufiger kommuniziert als heutzutage. Es bedurfte optimistischer – allerdings nicht hinreichend begründeter – Interpretation zu vermuten, dass eine Impfung die Weitergabe des Virus signifikant reduzieren würde.

Als erwünschte Wirkung der Impfung bleibt die Reduzierung der Wahrscheinlichkeit schwerer Erkrankungen. Die zeitliche Ausdehnung dieser Wirkung wurde optimistisch als unbegrenzt angenommen. Lauterbachs Aussage, es gebe keine Nebenwirkung durch die Impfung für Kinder (Tagesspiegel, 02.12.2021), ist mit den für Deutschland vorliegenden offiziellen Daten kaum zu bestätigen oder zu verwerfen.

Diese sehr optimistischen und teilweise nicht korrekten Annahmen führten zum Beschluss der Impfkampagne. Diese wird auch nach erkennbarem Entfall wesentlicher Voraussetzungen weitergeführt.

Lauterbach widerspricht sich selbst und trifft Aussagen, deren Wahrheitsgehalt in Kombination statistisch wertlos sind. Eine Ursache dafür sind Interpretationen, die bereits im Jahre 2020 für sachkundige Personen erkennbar fehlerhaft und lückenhaft waren.

1 comment

  1. Ich glaube, wir brauchen noch mehr solche Wirrköpfe in der Regierung wie Prof. L. Das scheint mir die einzige Möglichkeit, das verehrte Publikum davon zu überzeugen, dass Paranoia, mangelnde Empathie und Dilettantismus nicht die besten Voraussetzungen sind, uns aus der Krise zu führen.

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